Chlorhexidin in Prophylaxe und Therapie

 

 

Spülen ist schneller und angenehmer als die gründliche Zahnreinigung mit Büste, Zahnpaste und Zahnseide. Es vermittelt, ohne größeren Aufwand, das trügerische gute Gefühl einen sauberen Mund zu haben, von Mundgeruch befreit und seinen Mitmenschen angenehm zu sein.

Bei richtiger Indikation können Mundspüllösungen aber sehr nützlich sein

Seit 1954 ist Chlorhexidin bekannt (Davies/ICI), seit 1970 in die Zahnheilkunde durch Harald Löe eingeführt und seit 1977 verwenden wir es in der Praxis im Rahmen von Therapie und Prophylaxe.

 

Einsatz in der PAR-Therapie:

In der Regel wird bei uns heute, nach PAR-Therapie, für drei bis fünf Wochen 0,2%iges Chlorhexidindigluconat (Chlorhexamed)  2x/d, zur Unterstützung der Heilung, eingesetzt.

In den letzten 38 Jahren haben wir keine wirklichen Komplikationen bei der Anwendung feststellen können. Wenn die Patienten ihre Zähne ordentlich reinigten, hielten sich auch die Verfärbungen in Grenzen.
Grund: Bei der Zerstörung der Bakterien des Biofilms werden, nach dem Zerplatzen der Zellmembran, Proteine frei und denaturiert. Sie bilden mit den Eisen-III-Ionen aus dem Speichel einen bräunlichen Niederschlag der sich im Biofilm festsetzt und nur durch Politur entfernt werden kann.

Da während der Anwendung der Spüllösung mehrere professionelle Zahnreinigungen (vorwiegend supragingival) erfolgen, lassen sich diese Ablagerungen leicht entfernen.

Zur Unterstützung des Patienten bekommt er mit dem Rezept und einer mündlichen Aufklärung ein Merkblatt ausgehändigt.

 

Die Mundspüllösung, wozu dient sie? (Patienteninformation)

Die Entfernung der Zahnbeläge, in denen die krankmachenden Bakterien nisten, ist, vor allem im Rahmen einer Parodontitisbehandlung, zur Wiederherstellung Ihrer Gesundheit – unsere gemeinsame vordringlichste Aufgabe.

Das geeignetste Mittel dazu ist das richtige Zähneputzen. Wenn das Zahnfleisch gesund, straff und kaum entzündet ist, dann reicht die Pflege mit Zahnseide, Bürste und Paste auch aus. In der Situation, wie sie zurzeit und während der ganzen Behandlung besteht, ist eine wirkungsvolle medikamentöse Unterstützung erforderlich. Nur so lässt sich der für eine ungestörte Heilung nötige, besonders niedrige Bakterienspiegel erreichen.

Wir setzen die Chlorhexidin-Mundspüllösung ein, die bei ausgezeichneter Verträglichkeit besonders gut gegen die infrage kommenden Mikroorganismen wirkt. Sie ist aber keine „chemische Zahnbürste“, die zur Daueranwendung geeignet ist; sie kann die mechanische Reinigung nicht ersetzen!

Das verordnete Mittel wenden Sie bitte unverdünnt an. Mit der Menge eines Messbechers (die Auffüllung bis zur unteren Markierung ist ausreichend) wird zweimal am Tag der Mund kräftig gespült. Das Mittel schmeckt umso schlechter, je länger Sie es im Mund haben. Ertragen Sie das bitte! Verkürzen Sie die Spülzeit nicht unter eine Minute.

Die Lagerung des Medikamentes sollte kühl und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt erfolgen. Eine angebrochene Flasche sollte nicht länger als drei Wochen aufbewahrt werden. Es kann in einigen Fällen zu Verfärbungen der Zähne und der Zunge sowie zu leichten Geschmacksveränderungen kommen. Alle diese Veränderungen verschwinden nach Absetzen des Mittels.

Da einige Substanzen, die in Zahnpasten enthalten sein können (Natriumlaurylsulfat, Triclosan und Natriummonofluorphosphat), die Wirkung des Chlorhexidins verringern, sollten Sie eine Zahnpaste wählen, die diese Stoffe nicht enthält. In Betracht kommen z.B.: Oral-B Zendium Classic, Sensodyne F oder Elmex Sensitive, …

Dieses Medikament nützt – Nutzen Sie es!

 

 

Die Idee, eine Karenzzeit zwischen Zähneputzen und Chlorhexidinspülung einzuhalten, hat sich als nicht durchführbar erwiesen. Wir haben diese Anweisung einfach weggelassen.

Wenn möglich, verordne ich lieber ein Chlorhexamed mit Alkohol, da hier neben Chlorhexidinbis(D-Gluconat) auch Chlorhexidin (schlecht löslich in Wasser) enthalten ist.

 

Einsatz in der Prophylaxe:

 

Für den Einsatz des Chlorhexidins in der Prophylaxe haben wir früher eine 0,1%ige und später eine 0,2%ige Lösung zur abschließenden Taschenspülung (nach Auflösen des Biofilms) benutzt. Als Untersuchungen zeigten, dass ein vier bis zwölffacher Wirkungsverlust bei Kontakt mit Blut und Sulkusflüssigkeit eintreten kann, sind wir zur Instillation eines 1%igen Chlorhexidingels übergegangen. Seit etwa 15 Jahren wird zusätzlich in Taschen ≥ 4 mm, in freiliegenden Furkationen und an Implantaten dreimal im Abstand von etwa fünf bis zehn Minuten Chlorhexidingel appliziert (nach Saxer).

Ablauf im Rahmen der PZR:

1. Sondierung
2. Ultraschall für supragingivale Konkremententfernung
3. Handinstrumente für subgingivalen Biofilm und Konkrement
4. Subgingivale Fluoridierung mit NaF-Gel
5. Subgingivale Instillation von 1%igem Chlorhexidingel

 

 

 

 


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