Kategorie-Archiv: Prophylaxe

Rund um die Prophylaxe

Das „postfaktische“ in Prophylaxe und Kausaltherapie

Die Oxford Dictionaries erklärten den Ausdruck „post-truth“ nun zum Wort des Jahres.

„Doch was meint „postfaktisch“ eigentlich? Einfach formuliert geht es hier um ein Denken und Handeln, bei dem Fakten, und somit die Wahrheit, nicht mehr entscheidend sind. Es ist der Gegensatz zu den Prinzipien der Aufklärung. Statt aus Fakten Schlussfolgerungen zu ziehen, wird gelogen, betrogen und manipuliert. Dabei geht es mehr um Befindlichkeiten statt um den Intellekt.“

Es kann also nicht schlecht sein, wenn wir etwas genauer an die Fakten rücken und kritische Schlüsse ziehen:

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Neues Paradigma? Karies ist keine übertragbare Infektionskrankheit!

bakteriumSeit vielen Jahren wird behauptet, dass Mütter den Nuckel ihrer Säuglinge nicht ablecken sollen, um ihn zu säubern – sie könnten damit Streptokokken übertragen und so ihr Kind mit Kariesbakterien infizieren.

Karies wurde als ansteckende Infektionskrankheit bezeichnet (P. H. Keyes und R. J. Fitzgerald).
Gegen diesen Unsinn habe ich seit Jahren versucht anzugehen.
Die Mikrobiologen haben schon immer gesagt:
„Bakterien wachsen nur da, wo die Umweltbedingungen für sie gut sind“.
Die Ökologie der Mundhöhle bestimmt wer in ihr wächst und diese Ökologie wird von vielen Faktoren geprägt!
Das die direkte Übertragung von „Mundbakterien“ möglich ist, ist eine tägliche Erfahrung. Diese Erfahrung machen wir als Zahnärzte in unserem Fachgebiet auch.

Natürlich sind wir in der Lage z.B. parodontalpathogene Keime bei der Sondierung aus einer sieben Millimeter tiefen approximalen Tasche in den vestibulären gesunden Sulcus zu „transplantieren“; allerdings entsteht so keine Parodontitis an dieser Lokalisation. Ganz einfach, weil die Ökologie dort nicht passend für die übertragenen Bakterien ist.
Sind wir also dankbar, dass Experten der Europäischen Gesellschaft für Kariesforschung (ORCA) endlich Karies als nicht übertragbare Krankheit eingestuft haben. Es küsst sich so schon leichter.


Und wieder schlägt Stiftung Warentest zu!

 Delphin Die Stiftung Warentest hat schon wieder die Qualität der professionelle Zahnreinigung getestet und erneut ein verheerendes Ergebnis konstatiert:

 

 

😥 Alle getesteten professionellen Zahnreinigungen waren unzureichend – Es wurde massiv Biofilm belassen.

😥 Der Zahnstein in der Unterkieferfront wurde in vier von 10 Fällen vollständig entfernt in fünf Fällen zu etwa 70%. Was dem einen, dem 10. Probanden widerfahren ist, ist unklar.

😥 Die Ausbildung der Fachkraft (ob ZFA, ZMF, ZMP oder DH ), die die professionelle Zahnreinigung durchführte, machte keinen Unterschied in der Mangelhaftigkeit der Ausführung der PZR.

😳 Es spielte, im Hinblick auf die Qualität der PZR, keine Rolle ob sie in einer „normalen“ Zahnarztpraxis oder in einem „Prophylaxezentrum“ erfolgte. Weiterlesen


Chlorhexidin in Prophylaxe und Therapie

 

 

Spülen ist schneller und angenehmer als die gründliche Zahnreinigung mit Büste, Zahnpaste und Zahnseide. Es vermittelt, ohne größeren Aufwand, das trügerische gute Gefühl einen sauberen Mund zu haben, von Mundgeruch befreit und seinen Mitmenschen angenehm zu sein.

Bei richtiger Indikation können Mundspüllösungen aber sehr nützlich sein

Seit 1954 ist Chlorhexidin bekannt (Davies/ICI), seit 1970 in die Zahnheilkunde durch Harald Löe eingeführt und seit 1977 verwenden wir es in der Praxis im Rahmen von Therapie und Prophylaxe.

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Bedeutung des Sitzungsabstandes in der Kausaltherapie (1)

Wie häufig braucht ein Mensch eine professionelle Zahnreinigung?

Das hängt ganz vorwiegend von der Neigung eine Parodontitis/Karies zu entwickeln und von deren Progressivität ab.

Die Prognose für die Entwicklung einer Parodontitis/Karies ist, wie jeder Blick in die Zukunft, kaum sicher möglich; gerade dann, wenn wir vor einer völlig gesunden Situation stehen. Die Prognose wird besser, wenn Krankheitsentwicklungen im Zeitverlauf erkennbar sind.

So können wir bei einem 18 jährigen mit einer DMF-T von neun ziemlich sicher vorhersagen, dass es noch weitere erhebliche Probleme, verursacht durch Karies, geben wird.

In der Parodontologie kann ähnliches gelten, allerdings kommt hier hinzu, dass die Behandlung einer Parodontitis, ohne eine adäquate Nachsorge, nicht nur zu einem Rezidiv führt, wie bei der Karies auch, sondern zusätzlich zu einem schnelleren Krankheitsverlauf als ohne Therapie. Eine solche therapeutische Intervention schadet also dem Patienten vermutlich mehr als sie nutzt.

 

Der Patient, 2009 64 Jahre alt, wurde 2001 alio loco, nach Anfertigung eines OPG´s, einer Parodontitisbehandlung unterzogen. Nach zwei ausführlichen Mundhygieneberatungen erfolgte nach der Behandlung keine weitere Betreuung.

 

 

Im Jahre 2009 stellte der Patient sich mit einer weit fortgeschrittenen Parodontitis bei mir vor. Ihn störten die lockeren Frontzähne im Unter- und Oberkiefer. Er ist Nichtraucher und zeigt sonst keine Erkrankungen, die relevant für die Entwicklung einer ausgeprägten Parodontitis wären.

 

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Über den Umgang mit Küretten – Das Schleifen

Abbild 1

 

Küretten sind in der Parodontologie und der Prophylaxe/Kausaltherapie  nicht zu ersetzen.  Durch nichts kann so schonend und effektiv eine saubere und glatte Wurzeloberfläche hergestellt werden.

Nachteile der Küretten:

1) Sie sind teuer

2) Sie müssen gepflegt (geschliffen) werden

3) Sie verlangen handwerkliches Geschick

Wirklich gute Ergebnisse in Behandlung und Prophylaxe erreichen wir nur mit scharfen Instrumenten.

In der Therapie kann so, bei relativ hohen Krafteinsatz, altes Konkrement und nekrotisches Zement entfernt werden. Im gleichen Arbeitsgang ist die  oft notwendige Wurzelglättung möglich, die  die spätere Prophylaxe wesentlich erleichtert.

In der Prophylaxe kann, bei sehr geringem Krafteinsatz, Plaque und junges Konkrement von  glatten Wurzloberflächen weitgehend schmerzfrei aus Rest-Taschen (bis 4 mm) entfernt werden. Die Frage ist:

 

„Wann ist ein Instrument wirklich scharf?“

 

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Anfärben von Zahnbelägen

Die Anwendung des Färbemittels Malachit-Grün bedarf, in Bezug auf Lagerung, Dosierung und Einsatz am Patienten, einer gewissen Systematik.

Die Lagerung sollte 6 Monate nicht übersteigen. Dabei ist sicher zu stellen, dass das Fläschchen immer nach Gebrauch sofort zu verschließen ist, um eine ungewollte Konzentrationserhöhung zu vermeiden.

Die Vorlage aus dem 10 ml Augentropffläschchen sollte auf drei Tropfen für die Anfärbung beider Zahnreihen (28 Zähne) begrenzt sein.

Die Sinnhaftigkeit und der Nutzen für den Patienten sollte immer bedacht werden.

 

     

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Qualitätskontrolle in der Prophylaxe

Wenn der Erfolg der Kariesprophylaxe durch Fluoridierung direkt von der Sauberkeit (Freiheit von Biofilm und Pellicle) der Schmelz- und Dentinoberfläche abhängt, muss das Erkennen auch kleiner zurückgelassener Plaquemengen möglich sein; denn was wir als geringe Belagmenge nach Anfärbung sehen, ist für die Bakterien eine Megacity mit 10 Millionen Einwohnern.

Außerdem stellen diese für uns winzigen Belagmengen einen ausgezeichneten Ausgangspunkt für die schnelle Bildung neuer Biofilmschichten dar.

Daneben wird durch sie die Bildung der Kalziumdifluoridschicht, die notwendig ist für die Kariesprävention, behindert und damit die Wirkung der Fluoridierung eingeschränkt.

Aus diesen Gründen haben wir die Verpflichtung zu prüfen, ob eine professionelle Zahnreinigung vollständig ist oder nicht.

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Farbstoffe zur Plaquedarstellung

Alle vorhandenen Farbstoffe für die Plaquefärbung gehören zur Gruppe der Triphenylmethanfarbstoffe, die alle kontrovers beurteilt werden – auch die in Europa als Lebensmittelfarbstoffe  mit Einschränkungen zugelassenen Stoffe wie Patentblau V (Bestandteil von 2-Tone) sind in Australien, den Vereinigten Staaten und Norwegen nicht zugelassen. Einige dieser Farbstoffe, z. B. Säurerot (Caries Detector), finden seit Jahren Anwendung in der Zahnheilkunde.

 

Auswahl der gebräuchlichsten Plaquefärbemittel

Auf Grund der uneinheitlichen Einschätzung dieser Farbstoffe gehören sie nicht in die Hand des Patienten und sollten einer gewissenhaften Dosierung und Anwendung unterworfen werden.

 

Die Empfehlung von Plaque-Färbetabletten für den häuslichen Gebrauch sollte unterbleiben.

 

Die ausgeprägteste und kontrastreichste Darstellung der Plaque ist mit Malachit-Grün möglich. Eine gute, aber etwas abgeschwächte Färbung gelingt auch mit 2%igem – 4%igem Brillantgrün. Weniger gute Ergebnisse werden mit im Dentalhandel in Deutschland rezeptfreien Färbemitteln erreicht.

 

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Plaquedarstellung durch Relevatoren

Bild oben: 10jähriges Kind, das durchaus ordentlich mit der Zahnbürste unter Aufsicht hantieren kann. Situation nach Putzen mit Bürste. Anfärbung mit Malachit Grün.

Der dentale Biofilm ist mit bloßem Auge nur dann sichtbar, wenn er in großen Mengen vorhanden ist.  Beträgt die Schichtstärke aber nur wenige hunderttausende Bakterien, so erkennen wir Zahnbeläge, vor allem im Bereich der Prädilektionsstellen, nicht. Dies wird spätestens dann deutlich, wenn man, nach einer  scheinbar gründlichen Zahnreinigung durch den Patienten, die Zähne nochmals mit einem wirkungsvollen Färbemittel einfärbt.

 

Zum sicheren Erkennen von Plaque ist eine Einfärbung unumgänglich.

 

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Warum Taschensondierung in der permanenten Prophylaxe?

Permanente Kausaltherapie

 

In der postoperativen PAR-Prophylaxe (Kausaltherapie) beginnt jede Sitzung mit dem Erstellen von Befundunterlagen. Die wichtigste Unterlage innerhalb der laufenden Prophylaxe ist der Sondierungsstatus (Blutungsstatus). Aus ihm wird die Indikation für die Taschenbehandlung teilweise abgeleitet. Es werden alle Sulkus- und Taschenbereiche vollständig mit der PAR-Sonde ausgetastet. Dies dient:

1. Zur Provokation des Gewebes.
Bereiche, die bei einer Sondierungskraft von 20-40 Pond (~Gramm) mit einer Blutung reagieren, sollen erkannt werden. Die Ursache für die Entzündung des Gewebes ist in unserem Arbeitsbereich immer ein Konkrement oder ein von den „falschen“ Bakterien gebildeter Biofilm. Beides ist zu entfernen. Daraus können wir schließen, dass Bereiche, die auf richtiges Sondieren bluten, einer subgingivalen Reinigung bedürfen. Im Umkehrschluss kann man auf Gesundheit schließen, wenn bis zu einer Taschentiefe von 4 mm keine Blutung auftritt. Weiterlesen